Der neue Trailrunning Schuh Adidas Terrex Agravic Speed Ultra im Test! 🔥 Für wen ist der neue Schuh von Adidas Terrex geeignet?
Vor einigen Wochen hat Adidas den neuen Terrex Agravic Speed Ultra vorgestellt. Entwickelt mit den besten Trailrunning-Athlet:innen von Terrex wird er als schneller Ultradistanz-Wettkampfschuh beworben. Im Netz wurde er ziemlich gehyped und bei Adidas selbst war der Schuh, on- sowie offline, schnell ausverkauft.
Grund genug, um bei mir ein „Will-ich-haben-Gefühl“ auszulösen und den neuen Terrex testen zu wollen.

Ein paar Fakten zum Adidas Terrex Agravic Speed Ultra
- Reguläre Passform mit Schnürsenkeln
- Synthetik-Obermaterial mit nahtlosen Overlays
- Mit dem Obermaterial verbundene Zunge
- Lightstrike Pro Dämpfung
- integrierte Energy Rods
- Außensohle aus Continental™ Gummi; 2,5 mm und 3,0 mm hohe Stollen
- Sprengung: 8 mm (Rückfußhöhe: 38 mm / Vorfußhöhe: 30 mm)
- Gewicht laut Hersteller: 270 g (Größe 42 2/3)
- selbst gemessenes Gewicht: 300g (Größe 46)

Der Style-Check
Sind wir mal ehrlich, Style & Optik sind auch bei einem Laufschuh wichtig, auch wenn wir es nicht zugeben wollen. 😅 Deshalb gibt es als Erstes den obligatorischen Style-Check:
Optisch weiß der Schuh beim Auspacken schonmal zu gefallen. Die knallige, orange Farbe des Obermaterials springt einen förmlich an. Die dicke, voluminöse und in weiß gehaltene Sohle grenzt sich schön ab und passt harmonisch ins Bild. Dieser Schuh strahlt vor allem Eines aus: Schnelligkeit.
Adidas setzt auf eine klassische Schnürung, die Schnürsenkel farblich passend in orange/weiss gehalten. Die Sohle ist von Continental und hat die Farben gelb/schwarz; passt jetzt optisch nicht so wirklich dazu, sieht man ja aber sowieso nicht 🙂
Insgesamt spricht mich der Schuh wirklich an. Er hat Farbe und ist trotzdem irgendwie schlicht und elegant. Der Agravic Speed Ultra schreit förmlich nach Geschwindigkeit und eines schonmal Vornweg: Dieser Schuh will auch schnell bewegt werden!
Style-Check Punkte: 8/10 😜



Die Passform
Nachdem der Agravic Speed Ultra den Style-Check bestanden hat, betrachten wir Material & Passform. Das Obermaterial besteht aus einem sehr weichem Stoffgewebe, welches sich ziemlich angenehm um den Fuß schmiegt. Als „sockenartig“ würde ich das Gefühl nicht bezeichnen, aber als eben sehr weich und anschmiegsam.
Die Ferse ist sehr schmal geschnitten, was ich persönlich als sehr wichtig empfinde. Durch meine recht schmale Ferse habe ich häufig das Problem, hinten etwas wenig Führung zu haben und neige dazu, herauszuschlupfen. Nicht so bei diesem Modell, perfekter Halt.
Bei den meisten Laufschuhen setze ich auf eine Größe von 45,0 bis 46,0, je nachdem wie sie ausfallen. Bei normalen Schuhen für den Alltag trage ich meist 46,0, häufig auch Adidas. Im Laden vor Ort konnte ich beide Größen anprobieren und habe mich für Größe 46,0 entschieden. Bei einer halben Nummer kleiner spürte ich doch deutlich einen Größen-Unterschied, dieser wäre mir vermutlich zu eng geworden. Gerade wenn bei längeren Läufen die Füße mal etwas dicker werden. Wie immer gilt, nach Möglichkeit im Laden probieren und bei diesem Modell im Zweifel eher eine halbe Nummer Größe wählen.
Durch die klassische Schnürung und dem weichen Obermaterial kann man den Schuh sehr gut an den Fuß anpassen. Ich habe jedoch den Eindruck, dass die Schuhbänder sehr leichtgängig sind und beim Schnüren entsprechend Spannung auf den Schnürsenkeln erhalten bleiben muss. Wenn sie aber mal fest sind, lösen sie sich nicht mehr.
Nach den ersten Schritten in der Wohnung merke ich sofort, dass das ein schneller Lauf-Schuh ist und kein Alltagsschuh, mit dem man entspannt von A nach B gehen kann, ist. Der hintere Fersenbereich der Sohle ist sehr schmal gehalten, wodurch man beim normalen Gehen und Abrollen fast schon unsicher auftritt. Dieser Schuh will auf dem Mittel-/Vorderfuß bewegt werden, das merkt man sofort.
Also Schluss mit der Wohnungsbegehung und ab nach draußen!

Einlaufen und erster Eindruck
Wir drehen die ersten Runden auf dem alten Nordfriedhof, eine meiner Standardstrecken für entspannte Runden. Keine Ampeln, wenig Fußgänger, kein Verkehr. Auf dem kurzen Asphaltstück zum Friedhof und den ersten Metern auf befestigten Kieswegen auf dem Friedhof bestätigt sich direkt der erste Eindruck; durch den Rocker-Aufbau und dem breiten Vorderfuß landet man fast automatisch im Mittel-/Vorderfußbereich, was dem Vorfußlaufen erstmal sehr entgegen kommt. Der Schuh hat gut Vortrieb, diese eingearbeiteten Energy Rods in der Sohle funktionieren wohl, fühlt sich nahezu wie ein Carbon-Laufschuh an. Es fällt mir fast schwer, den Schuh entspannt und ruhig einzulaufen, so viel Vortrieb hat er.
Das weiche Obermaterial fühlt sich, wie zu erwarten, sehr angenehm an. Nichts drückt, nichts zwickt. Ein Problem bemerke ich jedoch sofort, was ich bei einem früheren Adidas Laufschuh (Modell „Boston“) ebenfalls schon hatte: Der seitliche Stoff am Schaft des Schuhs reibt und drückt etwas am Knöchel. Dieser Bereich ist auch sehr dünn gehalten und ist nicht gepolstert, vermutlich um Gewicht zu sparen. Dadurch, dass das Material aber sehr weich ist, stellt das erstmal kein großes Problem dar. Wird beobachtet.
Die Dämpfung der Sohle ist ausgeprägt und unterstützt den Vortrieb, gerade bei dem etwas härteren Untergrund des Friedhofs. Trotzdem fühlt sich die Sohle nicht zu dick und/oder zu weich an.
Insgesamt ist der Eindruck nach dem ersten Testlauf positiv. Der Schuh wirkt wirklich schnell, spritzig und agil. Ich bin gespannt, wie er sich auf dem Trail und auf längeren Läufen anfühlen wird.
Agravic Speed Ultra auf dem Trail
Über Pfingsten ging es in den Urlaub 🇮🇹 zum Lago Maggiore. Das vermeintlich perfekte Gebiet, um den Agravic Speed Ultra auf Herz und Nieren zu testen. Nach 1-2 weiteren Läufen in gemäßigterem Gelände ging es auf einen 22km Lauf Richtung Monte Camoscio. Durch starke Regenfälle in den letzten Tagen sind die Trails dort recht aufgeweicht und schlammig. Das Granitgestein, welches in der Gegend auch abgebaut wird, ist in nassem Zustand recht rutschig.
Der Schuh kam mit den feuchten und glatten Untergründen auf Kies, Stein und Wurzelpassagen aber sehr gut zurecht. Die Continental-Sohle leistet da voll und ganz ihren Beitrag und vermittelt viel Trittsicherheit. Durch die relativ dicke, dämpfende Sohle schluckt der Schuh gerade größere Granitsteine und Unebenheiten perfekt weg und gibt dabei trotzdem noch Feedback vom Untergrund zurück. Die Balance aus Dämpfung und Rückmeldung vom Boden ist gut gewählt.
Der Vortrieb ist als Vorfußläufer grandios. Gerade im Downhill hat der Schuh seine großen Stärken, der Agravic Speed Ultra schiebt einen regelrecht an und es fällt fast schwer, in nassen und technisch-steinigen Passagen etwas Gas rauszunehmen. Aber hey, Geschwindigkeit bringt ja bekanntlich Sicherheit.
Was aber wenig Sicherheit bringt, ist die Stabilität des Schuhs. Der Vorderfuß des Agravic Speed Ultra ist sehr breit, der Fersenbereich der Sohle dafür sehr schmal geschnitten. Landet man mal nicht sauber auf dem Mittel- bzw. Vorfuß, sondern eher im hinteren Bereich des Schuhs, muss man sich schon sehr konzentrieren, die Stabilität zu bewahren. Der Schuh verlangt einfach eine saubere Lauftechnik und viel Kontrolle.
Auch das weiche Obermaterial gibt dem Fuß insgesamt wenig Halt im Schuh, hier vermittelt der Agravic Speed Ultra nicht gerade hohe Stabilität. Insgesamt bietet das Material wenig Führung, ein aktiver Laufstil und eine saubere Lauftechnik sind unbedingt nötig.
Leider bewahrheitet sich auch das, was ich beim ersten Testlauf schon bemerkt hatte: der Stoff reibt seitlich an meinem Knöchel, gerade wenn in Schrägen etwas mehr Druck auf Fuß und Schuhgewebe ist. Unangenehm, hat aber wohl eher mit der Physiognomie meines Fußes zu tun.
Das Obermaterial ist übrigens sehr schmutzresistent und hält Schlamm, Erde und Schmutz gut ab; nach den ersten feucht-matschigen Läufen strahlt das Orange fast wie am Anfang.




Fazit zum Adidas Terrex Agravic Speed Ultra
Der neue Adidas Terrex Agravic Speed Ultra ist ein schicker, leichter, dämpfender und vor allem sehr schneller Wettkampf-Schuh. Die Balance aus Dämpfung und Feedback vom Untergrund sind perfekt gewählt. Durch sein leichtes, wenig Führung bietendes Obermaterial und der schmalen Sohle im Fersenbereich verlangt er eine absolut saubere Lauftechnik und höchste Konzentration auf Trails und technischen Abschnitten. Bergab gehört der Schuh zu den schnellsten seiner Gattung, der Vortrieb ist über jeden Zweifel erhaben.
Mich überforderte der Schuh zeitweise etwas. Vermutlich ist meine Lauftechnik noch nicht so sauber und ausgeprägt, wie der Agravic Speed Ultra von einem verlangt. Ich musste viel über den Schuh während meinen Läufen nachdenken, und gerade das will man beim Laufen in der Natur ja eigentlich nicht. Auch störte mich die oben beschriebene Reibung am Knöchel, das ist aber wohl eher ein persönliches Problem.
Alles in allem ist das ein ambitionierter und schneller Renn-Schuh für erfahrene Athlet:innen. Vielleicht lege ich ihn mir in den Schrank und warte, bis ich dem Schuh gewachsen bin.
mittimm-Wertung: 8.5/10 🔥
